Von Vorteilen und Vorurteilen – 5 Gründe, warum jeder einen Innenarchitekten brauchen kann

Bildband_Innenarchitektur

Der Berufswunsch „Innenarchitektin“ stand bei mir nicht schon seit meiner Kindheit fest. Auch nicht in meiner Jugend. Und auch nicht nach meinem Abitur.. Warum? Ganz einfach: Ich KANNTE den Beruf bis dato einfach nicht.

Mehr oder weniger durch Zufall stieß ich nun auf die Berufsbeschreibung des Innenarchitekten und schlagartig wurde mir klar: DAS ist mein Beruf! Kreativität gepaart mit rationellen Überlegungen und Planungen. Mir fiel rückblickend wieder ein, dass ich ja schon als Kind wahnsinnig gerne Häuser und Räume gezeichnet, geplant, strukturiert und mein ganzes Zimmer in ein einziges Barbie-Wohn-Anwesen verwandelt habe.

Und die Entscheidung für dieses Studium habe ich nicht bereut. Fast jeder, dem ich von meinem Beruf erzähle, reagiert bewundernd bis begeistert. Sehr oft jedoch folgt auf den Ausruf „Oh wie toll!“ auch gleich die Frage: „Und was genau machst du da so? Luxuswohnungen einrichten?“ – Äh – Nein.

Im Laufe der Gespräche stelle ich oft fest, dass viele Leute gar nicht genau wissen, was ein Innenarchitekt eigentlich macht und unseren Beruf wahlweise mit dem eines Raumausstatters, Dekorateurs oder Hochbauarchitekten gleichsetzt. Schlimmstenfalls wird sogar unsere Daseinsberechtigung anzweifelt.

Das sind die 5 häufigsten Argumente, die ich höre, warum jemand keinen Innenarchitekten braucht. Und meine Argumente, warum sie damit falsch liegen.


 

1. „Ich habe doch schon einen Architekten, wozu brauche ich dann noch einen Innenarchitekten?“

Diese Frage ist eigentlich ganz einfach zu beantworten: weil ein Architekt kein Innenarchitekt ist. Weil die Herangehensweise sehr oft eine ganz andere ist. Ich habe oft schon festgestellt, dass Architekten eher von „Aussen“ nach „Innen planen“, d.h. in erster Linie muss das äußere Erscheinungsbild stimmig sein. Manchmal kommen durch den Fokus auf die „Hülle“ die tatsächlichen Bedürfnisse der Bewohner etwas zu kurz: Bestandsmöbel finden plötzlich keinen richtigen Platz mehr im neuen Haus, mögliche Stellflächen an Wänden werden aufgrund ungünstiger Fensterabstände für Schränke unbrauchbar, Räume wirken durch zu große Fensterflächen oder eine unpraktische Aufteilung ungemütlich…

Ein Innenarchitekt geht da eher anders heran. Er plant von „Innen“ nach „Aussen“. Die Bedürfnisse, Vorstellungen und Wünsche der Bauherren stehen im Mittelpunkt. Wo ist der Treffpunkt der Familie? Welchen Stellenwert hat das Badezimmer? Welche Möbel müssen integriert werden? […]

Bitte nicht falsch verstehen, ich schätze die Arbeit der werten Kollegen sehr und viele ihrer Aufgaben könnte und wollte ich nicht selber übernehmen. Eben weil ich Innenarchitektin und keine Architektin bin. Nicht umsonst sind dies unterschiedliche Studiengänge mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Ich würde mir wünschen, Architekten und Innenarchitekten würden enger zusammenarbeiten, um alle Synergien und Kompetenzen zu bündeln. Daher macht es für Bauherren durchaus Sinn, zusätzlich zu seinem Architekten einen Innenarchitekten hinzuzuziehen – sei es nur zur Plausibilitätsprüfung des Grundrisses oder zur Planung des Innenausbaus.

 

2. „Kissen knicken kann ich selber“

Wir Innenarchitekten werden gerne mit einem Raumausstatter oder Dekorateur gleichgesetzt. Dank des Internets, IKEA und zahlreichen Dekogeschäften ist es heute für jeden möglich sich tolle Anregungen und Ideen, sowie günstige Produkte rund ums Thema Wohnen und Einrichten zu erwerben. Das erweckt den Eindruck, dass somit auch jeder in der Lage ist, sein Zuhause schön zu gestalten. Dem stimme ich teilweise zu. Viele meiner eigenen Freunde haben einen guten Geschmack und ein sicheres Händchen für eine stilvolle Deko, da kann ich nicht mithalten. Wie bitte? Ja, ich gebe das frei und offen zu, ganz einfach aus dem Grund: ICH BIN KEIN DEKORATEUR! Ehrlich gesagt, ist selbst meine eigene Wohnung nur spärlich dekoriert, die saisonale Deko wird einmal kurz vor Ostern und dann wieder kurz vor Weihnachten angepasst. Ich habe kein Händchen für nette Blumen-Arrangements und meine Kissen liegen oft ziemlich wahllos auf dem Sofa verstreut. Ich mag dekorieren nicht wirklich.

Was ich aber kann, ist: Struktur in Räume bringen. Durch die richtige Anwendung von gestaltungsrelevanten Hilfsmitteln und unter Beachtung der Vorgaben des Auftraggebers einem Raum oder Haus Leben einhauchen. Jedem Raum das Maß an Atmosphäre und Funktionalität vermitteln, so dass der Bewohner diesen bestmöglich seiner Bestimmung nach nutzen kann – egal, ob es sich hierbei um einen Wohnraum, ein Büro, einen Laden oder einen Gastronomiebetrieb handelt. Kissen und Kerzen sind da sicherlich nur das i-Tüpfelchen am Schluss, Gestaltung beginnt aber schon lange vorher. Nämlich beim ersten Gedanken an die Veränderung, über die Planung hinweg und immer unter Einbeziehung der Wechselwirkung von Form, Farbe, Materialien, Proportionen, Licht und – ganz wichtig: Funktion!


„Internet & Co. werden niemals eine persönliche Beratung durch einen Menschen, der auf unsere ganz persönlichen Wünsche und Vorstellungen eingeht, ersetzen können.“


Für jeden Bereich des Lebens gibt es Fachleute, wer Elektroleitungen verlegen muss, wird keinen Versicherungsmakler dafür beauftragen, wer eine Altersvorsorge benötigt, wird sich nicht von seinem Hausarzt dazu beraten lassen. Wir möchten heutzutage gerne vieles selber machen, dank Google und Youtube bekommen wir (gratis) vermeintlich alles Wissen, welches wir benötigen, um uns selber von Krankheiten zu kurieren oder unser Haus selbst zu bauen und umzugestalten. Jedoch ist es bisweilen gefährlich, sich auf dieses Halbwissen zu verlassen. Ansonsten bräuchten wir zukünftig keine fundierten Ausbildungen und Studienabschlüsse mehr.

Fachleute haben nun mal mehr Fachwissen, sehen nicht nur die Momentaufnahme der Situation, sondern auch die Gesamtzusammenhänge. Und sie arbeiten einfach effektiver, da sie mehr Erfahrung haben.

Zudem kennt wahrscheinlich jeder das Phänomen der Betriebsblindheit. Befindet man zu lange in einem Betriebsablauf oder einer Wohnsituation, verliert man schnell den Blick für mögliche Alternativen und Veränderungen. Ein neutraler und unvoreingenommener Blick eines Außenstehenden (der am Ende vielleicht sogar noch Ahnung von der Materie hat!) kann oftmals ganz beeindruckende neue, frische Ideen liefern, auf welche man selber nie gekommen wäre.

Und wenn wir ehrlich sind: all die schönen Anregungen und Bildbeispiele wirken – einzeln umgesetzt – meist doch ziemlich verloren und lange nicht so stilvoll wie in all den schönen Profi-Fotografien. Warum? Weil zu einem stimmigen Gesamtkonzept mehr als nur ein paar einzelne Produkte gehören. Weil Internet & Co. nicht auf unsere persönlichen Umstände und unseren individuellen Wohnraum eingehen können. Und weil sie niemals eine persönliche Beratung durch einen Menschen, der auf unsere ganz persönlichen Wünsche und Vorstellungen eingeht, ersetzen können.

 

3. „Innenarchitekten sind teuer, das kann ich mir nicht leisten“

Ein weiteres Argument, welches ich spätestens im zweiten Satz meiner Gesprächspartner höre, ist: „Naja, ich könnte mir ja nie einen Innenarchitekten leisten, das ist ja nur was für reiche Leute.“ Spätestens da erreicht mein Puls bedenkliche Werte und ich muss ein paar Mal tief durchatmen. Wenn man sich überlegt, für wieviel Unsinn manche Menschen ihr Geld raushauen und Dinge mit zweifelhaftem Nutzen zuhause anhäufen, ist das zum einen natürlich erst mal eine Frage der Prioritäten. Es ist bekannt, dass die Anschaffung materielle Dinge nur ein sehr kurzlebige Glücksgefühle hervorrufen. Brauche ich denn alle zwei Jahre den größten Flatscreen im Wohnzimmer? Benötige ich jedes Jahr ein neues iPhone? Muss ich alle paar Jahre einen Neuwagen kaufen, dessen Wertverlust einem die Tränen in die Augen treibt?

Zum anderen ist es einfach ein Vorurteil, dass ein Innenarchitekt automatisch teuer ist. Die Kosten für einen Innenarchitekten hängen in erster Linie von dem Umfang ab, für welchen er beauftragt wird. Man kann die Kosten niedrig halten, indem man nur die Leistungen beauftragt, die man nicht in Eigenregie bearbeiten kann.

Und genau das ist mein Konzept: Ich biete Leistungspakete an, die ganz nach dem finanziellen Rahmen des Auftraggebers angepasst werden können und es dem Kunden trotzdem ermöglichen, einen unbezahlbaren Mehrwert durch einen qualitativen Wohnraum zu erhalten.

 

4. „Innenarchitekten bauen nur Luxushäuser“

Tatsächlich macht die Planung von Luxushäusern nur einen sehr kleinen Anteil der Aufgabengebiete eines Innenarchitekten aus. Bereits im Studium hat man die Möglichkeit, sich an den unterschiedlichsten Projekten zu beteiligen. Von Möbeldesign und Lichtplanung über Eventplanungen, Ausstellungskonzepte und Messebau bis hin zur Ausstattung von Büros, Läden und Praxen war alles dabei. Ich kenne auch Kollegen, die sich um das Innendesign von Yachten oder Wohnmobilien kümmern oder sich auf Grafik und 3D-Renderings spezialisiert haben – Sie sehen, Innenarchitektur bietet ein sehr weites Spielfeld. Die Planung und Ausstattung von Luxusobjekten mit fast allen finanziellen und gestaltungstechnischen Möglichkeiten klingt sehr aufregend und verspricht möglicherweise einen höheren Umsatz. Für mich persönlich ist dies jedoch kein Anreiz. Spannend dagegen ist ein Projekt für mich, wenn ich mit beschränkten Mitteln und unter einschränkenden Umständen einen ganz persönlichen Wohntraum gestalten kann. Mein Ziel ist es daher, Innenarchitektur gesellschaftsfähig und einer breiteren Masse zugänglich zu machen. Gute Wohnraumplanung und Gestaltung ist nicht mehr nur ein Privileg der Oberschicht. Ich möchte mit meinem Konzept die Möglichkeit bieten, dass jeder, der den Wunsch nach Veränderung und mehr Lebensqualität verspürt, einen Profi mit ins Boot holen kann.

 

5. „Innenarchitekten kümmern sich nur um große Projekte“

Natürlich erscheinen größere Projekte erst einmal spannender und lukrativer. Fakt ist jedoch: Ein Innenarchitekt steht nicht erst dann zur Verfügung, wenn ein Komplett-Umbau des Hauses ansteht. Insbesondere wenn man erst einmal ohne großes Risiko die Arbeit eines Innenarchitekten kennenlernen möchte, lohnt sich die Beauftragung für kleinere Planungen und Projekte. Innenarchitekt sein, bedeutet für mich nicht nur „Großbaustelle“. Es bedeutet Ideengeber, Neue-Blickwinkel-Einnehmer, Erste-Hilfe-Leistender, Kreativpotenzial-Anstoßer und Wohlfühl-Coach zu sein. Gerne auch bei kleinen Projekten. Egal, ob es nur um ein Farbkonzept für die neue Wohnung geht, eine neue Einrichtung oder die Umgestaltung oder Umnutzung eines einzelnen Raumes. Gerne kümmere ich mich auch um Ihre kleinen Projekte!


Sie kennen noch mehr Vorurteile? Geben Sie mir die Chance, sie zu widerlegen und lernen Sie mich und meine Leistungen unverbindlich kennen!

 

4 Antworten to Von Vorteilen und Vorurteilen – 5 Gründe, warum jeder einen Innenarchitekten brauchen kann

  1. Liebe Dunja,

    was für ein toller Artikel! Wir hatten zwar schon einmal darüber gesprochen, aber ich finde es toll, wie du ein Vorurteil nach dem anderen ausräumst. Und dann noch auf so eine witzige charmante Art.

    Viele liebe Grüße, Carina

    • Liebe Carina,
      danke für dein Feedback! Ja, das Gespräch mit dir hat mich wirklich sehr inspiriert! Jetzt geht es darum, eins nach dem anderen umzusetzen, was oft das schwerste daran ist. 😉
      Trotzdem sollten wir uns unbedingt bald mal wieder bei einem Kaffee zusammensetzen… 🙂
      Liebe Grüße, Dunja

  2. Super Artikel….und so treffend. Er spricht mir aus der Seele….warum kriegen Innenarchitekten keinen gesicherten Auftragsbereich, wie z.B. die Raumgestaltung in öffentl. Gebäuden ?? Auch die Auswahl der Materialien sind so wichtig..nicht nur zur Schönheit, sondern auch für gesundes Wohnen..!…

Hinterlasse eine Antwort an andrea sommer Antwort streichen