10 Tipps für Bauherren

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Für viele Menschen ist der Bau des Eigenheimes eines der größten Abenteuer im Leben. Auch wenn ich selber (noch) nicht zu den Häuselbauern gehöre, ist das Thema natürlich stets präsent. Selten habe ich erlebt, dass der Hausbau reibungs- und problemlos abgelaufen ist. Man muss so viel beachten, da ist es kein Wunder, dass der ein oder andere Punkt übersehen und sich leider oft erst nach Fertigstellung oder in einem fortgeschrittenem Stadium des Baus als Problem oder zusätzliche Herausforderung entpuppt. Nach vielen Gesprächen mit Kunden, aber auch Freunden und Bekannten ist die Idee entstanden, all die Punkte, die ich auch aus innenarchitektonischer Sicht sehr wichtig finde, zusammenzufassen.

Während des Verfassens dieses Artikels stellte ich fest, dass dieses Thema fast unerschöpflich ist und ich mich auf ein paar Punkte beschränken muss. Meine Tipps beziehen sich in erster Linie auf einen Neubau, der ein oder andere Punkt ist aber sicherlich auch für einen Umbau relevant.


1. Auswahl des Baupartners:

Architekt, Bauträger, Fertighaushersteller, Eigenregie? Welcher Baupartner ist für Sie am besten geeignet? Vergleichen Sie alle Angebote und überlegen Sie sich, welcher Baupartner am besten zu Ihnen passt. Wenn Sie mit der Ausstattung eines Musterhauses zufrieden sind, wenige Sonderwünsche haben und schlüsselfertig bauen möchten, kann ein Fertighaushersteller oder Bauträger der richtige Partner für Sie sein. Haben Sie viele individuelle Wünsche, ist ein Architekt vielleicht der bessere Planungspartner für Sie. Die Baustellenorganisation können Sie in Eigenregie übernehmen (Achtung: Hier ist enormes Fachwissen, Zeiteinsatz, Verhandlungsgeschick und Erfahrung im Projektmanagement vonnöten!), alternativ können Sie auch einen Bauleiter beauftragen.

Wichtig ist es auf jeden Fall, dass Sie mit Ihrem Baupartner gut können, Sympathie und Vertrauen ist das A und O. Treffen Sie sich lieber mit verschiedenen Architekten oder Bauträgern und sehen Sie, wo Sie sich am besten aufgehoben fühlen. Legen Sie Wert darauf, noch vor Vertragsabschluss Ihren zukünftigen Bauleiter kennenzulernen, denn mit diesem müssen Sie zukünftig klarkommen und es hilft nicht, wenn Ihnen aber doch allein der Verkäufer so sympathisch war.

2. Stil des Baupartners

Egal für welche Art von Baupartner Sie sich entschieden haben: schauen Sie sich genau dessen Profil genau an. Bei Fertighausherstellern geht dies am besten über die Musterhäuser, Architekten zeigen üblicherweise Ihre bisherigen Projekte in Ihrem Portfolio. Falls es auf der Internetpräsenz des Architekten keine Bildbeispiele gibt, lassen Sie sich eine Projektmappe zeigen, um seinen bevorzugten Baustil zu sehen. Ist er sehr auf eine Stilrichtung versteift? Sagt Ihnen diese Stilrichtung zu? Wie geht der Architekt/Bauträger im Gespräch auf Ihre Wünsche und Vorstellungen ein? Versucht er, Ihnen seinen Stil aufzudrücken oder IHREN Stil herauszukristallisieren und umzusetzen? Meine Meinung ist: Der Bauherr muss in dem Haus wohnen und als Planer ist es unsere Aufgabe, unsere persönlichen Vorlieben und Empfindlichkeiten zurückzustecken und so zu planen, dass der Bauherr glücklich und zufrieden ist!


„Als Planer ist es unsere Aufgabe, unsere persönlichen Vorlieben und Empfindlichkeiten zurückzustecken und so zu planen, dass der Bauherr glücklich und zufrieden ist!“


3. Vorüberlegungen bei der Grundrissgestaltung

Ein guter (Innen)-Architekt klärt vor der Planung sehr genau ab, wo der Fokus in Ihrem Wohnraum liegt. Ist das Bad ein wichtiger Ort für Sie, weil sich z.B. die ganze Familie sich dort zusammen morgens fertig macht? Verbringt die Familie sehr viel Zeit im Wohnzimmer, oder spielt sich das Familienleben eigentlich mehr am Esstisch oder gar in der Küche ab? Diese Bereiche sollten mit großer Sorgfalt geplant werden, sowohl die Lage, als auch Größe und Ausstattung.

4. Himmelsrichtungen – wo ist eigentlich die beste Lage für welchen Raum?

Es mag sehr romantisch sein, wenn morgens die Sonne ins Schlafzimmer blinzelt. Aber wie lange halte ich mich tatsächlich in dem Raum auf und kann den Sonnenaufgang genießen? Und wie schnell heizt sich der Raum dann eventuell im Sommer auf? Vielleicht ist die Nordlage ausreichend und sogar besser geeignet, da kühler und dunkler? Auf einer Südterrasse haben Sie zwar den ganzen Tag viel Sonne, eine Nordterrasse dagegen bietet auch im Hochsommer einen sehr angenehmen Aufenthaltsort und ist nicht automatisch nur schattig.

5. Einrichtung und Möbel

Machen Sie sich rechtzeitig – noch vor Beginn der Planung! – Gedanken, welche Möbel auf jeden Fall mit in das neue Haus ziehen und was neu angeschafft werden soll. Am besten messen Sie Ihre Bestandmöbel schon mal grob aus und teilen Ihrem Planer zeitnah mit, was er wo einplanen soll. Sonst kann es passieren, dass lediglich Mustermobiliar in die Räume einzeichnet wird, welches mit Ihren Möbeln und Bedürfnissen nicht viel gemein hat und Sie dann bei der Umzugsplanung feststellen, dass Ihre Bestandsmöbel gar nicht wirklich in die Räume passen oder Kompromisse bei der Position gemacht werden müssen.

6. Weniger (Raum) ist manchmal mehr

Sehr beliebt sind derzeit sehr großzügige Wohn-Esszimmer, oftmals auch in Verbindung mit einer offenen Küche. Trotzdem man sollte genau für sich prüfen, ob solch große Räume auch wirklich sinnvoll sind. Jeder Kubikmeter umbauter Raum kostet viel Geld und es ist schade, wenn hinterher viel Platz einfach verloren geht, weil er nicht sinnvoll genutzt werden kann und der Raum unpraktisch geschnitten ist. Überlegen Sie vorher, wie Sie den Raum nutzen und ausstatten wollen, wie die Zugangstüren und Laufwege sind und ob diese eine praktische Nutzung erschweren oder den Raum ungemütlich machen.

7. Weniger (Fenster) ist manchmal mehr

Auch wenn bodentief verglaste Fenster momentan groß in Mode sind – oft mit der Argumentation, dass hierdurch schön viel Licht rein kommt – sollte auch hier jeder für sich prüfen: macht das wirklich Sinn und sind große Fensterfronten praktisch? Wenn man sich einmal in den Wohnungen und Häusern mit – teilweise komplett – verglasten Räume umschaut (insbesondere im Wohnzimmer) vorweisen, stellt man nicht selten fest, dass sie ihren Sinn und Zweck gar nicht erfüllen können. Um vor neugierigen Blicken geschützt zu sein, werden Jalousien und Vorhänge vor die gesamte Fläche gezogen und noch öfters wird das Sofa oder gar ein wahrer Pflanzendschungel davor platziert. Oft lassen Raumgröße und -Schnitt gar keine andere Position für Möbel als vor dem Fenster zu. Ganz ehrlich: Wenn dann doch ein Möbel davor steht, wozu dann alles bis zum Boden verglasen? Das Geld könnte man sich dann eigentlich auch sparen oder in andere Berieche im Hausbau investieren, die den Bauherren wichtig sind.

Ein weiteres Argument, dass für alle Bewohner von Bedeutung ist, die sich keine Haushaltshilfe leisten können oder wollen: Der Zeitaufwand für’s Putzen ist auch nicht zu vernachlässigen. Wer nicht gerade Putzen zum Hobby hat, möchte diese Zeit vielleicht lieber in schönere Dinge investieren. 😉

8. Wer schreibt, der bleibt

Dies ist sicher kein Innenarchitektur-spezifischer Punkt. Da ich ihn jedoch für äußerst wichtig für alle Bereiche des Hausbaus (und auch sonst im Leben!) halte, will ich darauf auch trotzdem noch eingehen: Halten Sie alle Vereinbarungen schriftlich fest. Alle. Vereinbarungen. Schriftlich. Festhalten.

Seien Sie dahinter, dass die Punkte, die Ihnen wichtig sind, in den Bauverträgen mit aufgenommen werden. Je detaillierter die Bau- und Leistungsbeschreibung, desto geringer das Risiko, dass es später zu Unklarheiten und Ärger kommt.

Notieren Sie sich vor allen Terminen Ihre Fragen und offenen Punkte und haken Sie nach, wenn Sie etwas nicht genau verstehen. Somit zeigen Sie Ihrem Geschäftspartner, dass Sie ernst zu nehmen sind und sich nicht irgendetwas aufschwatzen lassen.

Legen Sie auch einen verbindlichen Fertigstellungstermin fest. Hierbei sollten empfindliche Konventionalstrafen für jeden Monat Bauverzögerung vereinbart werden. Machen Sie sich Gedanken, welche Punkte Ihnen wichtig sind und verhandeln Sie gründlich VOR Vertragsunterschrift. So lange Sie noch nichts unterschrieben haben, sind Sie in der stärkeren Position. Lassen Sie sich – weder bei der Unterschrift für einen Bauvertrag noch für die Finanzierung bei der Bank – unter Zeitdruck setzen und hinterfragen Sie vermeintlich gute Lockangebote und zeitlich limitierte Angebote.

9. Holen Sie sich professionelle und unabhängige Unterstützung

Als Bauherr sollten Sie einkalkulieren, regelmäßig, aber mindestens 2x die Woche auf Ihrer Baustelle aufzutauchen und den aktuellen Stand sowie die Ausführungsqualität zu überprüfen. Da letzteres nicht unbedingt einfach für den Laien machbar ist, scheuen Sie sich nicht, einen unabhängigen und kompetenten Fachmann hinzuzuziehen, der Sie vor und während der Bauphase begleitet. Sie denken, sowas brauchen Sie nicht, haben Sie doch einen Bauleiter, der eigentlich den Bau überwachen soll? Die Erfahrung hat gezeigt, dass ein Hausbau kaum ohne Probleme und Mängel von statten geht und leider nicht jeder Bauleiter mit der gleichen Motivation dabei ist.

Viele Bauherren scheuen die zusätzlichen Kosten, jedoch kann dies ein großer Fehler sein, denn werden Baumängel zu spät oder gar nicht entdeckt, können diese später oft nur noch mit großem Kosten- und Zeitaufwand oder überhaupt nicht mehr behoben werden.

Ein unabhängiger Bausachverständiger kostet einen geringen vierstelligen Betrag. Bei durchschnittlich jedoch fünfstelligen Kosten für entstandene Schäden und deren Beseitigung ist dies wohl eher eine sehr sinnvolle Geldanlage. Tipps und Kontakte zu Bausachverständigen gibt es beim Bauherren-Schutzbund (BSB, www.bsb-ev.de).

10. Nachhaltigkeit – Denken Sie an später

Viele Bauherren planen und bauen das Haus so, wie es für die aktuelle Lebenssituation passt. Wenn man bedenkt, wieviel Geld, Zeit, Arbeit und Liebe in das Eigenheim investiert werden und die Meisten wahrscheinlich vorhaben, dort idealerweise für den Rest ihres Lebens zu bleiben, ist es geradezu leichtsinnig, nicht an die spätere Zukunft zu denken.

Angesichts der demographischen Entwicklungen sowie unserer steigenden Lebenserwartung sollte man schon bei der Planung wesentliche Punkte zu Veränderungen in unserem Leben einplanen. Was ist, wenn die Kinder aus dem Haus sind? Benötigen wir dann noch so viel Platz? Wie ist das Haus begeh- und bewohnbar, wenn die Mobilität mal eingeschränkt sein sollte oder gar ein Rollstuhl benötigt wird? Wie gehe ich damit um, wenn unsere Kinder nicht wie erhofft im Haus bleiben oder das Haus übernehmen wollen? Oft reichen schon kleine bauliche Vorrichtungen während des Hausbaus, um den Wohnraum auch später noch flexibel umgestalten zu können.

Sind Lage/ Schnitt/Raumaufteilung und Ausstattung des Hauses flexibel genug oder so speziell, dass ein Hausverkauf in einer Notsituation (Krankheit, Tod, Arbeitsplatzverlust, Scheidung…) sehr schwierig  oder nur mit starken finanziellen Einbußen sein dürfte?

Sicherlich sollte man sein Haus nicht in erster Linie so bauen, dass es anderen gefallen könnte oder der Wiederverkaufswert im Vordergrund steht. Aber wäre es nicht schön, wenn Ihr Lebenstraum auch noch nachfolgenden Generationen ein schönes Zuhause bietet?!


Haben Sie noch Fragen? Gerne unterstütze ich Sie bei Ihrer Hausplanung!

Sie haben bereits gebaut? Welche Erfahrungen haben Sie während Ihres Hausbaus gemacht? Was würden Sie jetzt anders machen?

Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung!

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